GEBLA-Bremsen
Klar, heute fährt man Scheibenbremsen. Nur, wenn man es besonders
leicht oder schlicht möchte, werden noch Felgenbremsen gefahren. Die
GEBLA-Bremsen sind allerdings zu einer Zeit entstanden, als gute Bremsen
kein Standard waren. Das war Ende der´80er und Anfang der´90er, als vor
allem Cantilever und U-brakes verbaut wurden. Diese beiden haben gemein,
daß die Übersetzung degressiv ist. Degressiv bedeutet hier, daß die
Übersetzung schlechter wird, je weiter ich den Hebel ziehe. Um trotzdem
ein halbwegs vernünftige Bremsleistung zu erzielen, mußte man die Bremse
sehr hoch übersetzten, mußte dann aber auch penibelst genau einstellen.
Eine ziemlich nervige Sache...
Deshalb habe ich 1990 als Lösung eine Bremse mit Linearer Zugführung
entwickelt, die schon die meisten Merkmale einer heutigen sog. V-Brake
hatte: Ein Umlenkrohr mit Teflonröhrchen und lange Bremsfedern, die sich
am Bremsarm abstützen. Ab Modelljahr ´94 gab es dann den
AntiTwist-Adapter, der die Bremsklötze näher an die Gabel rückte und für
weniger Verwindung bei Federgabeln sorgte. Auch das ist heute Standard.
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Eine frühe GEBLA StraightStop mit linearer Zugführung. Die
ersten Modelle hatten wie diese hier einen viereckigen
Klemmbolzen für das Seil.
Schön zu sehen ist hier das nicht mehr nötige Gegenlager für
die Außenhülle. Bei diesem Klein Rahmen wurde seitlich am
Oberrohr ein Aluminiumrohr mit Teflonliner verlegt, um die
Bremse fahren zu können. Unsensible Kleinfahrer haben später oft
das Austrittsloch des Liners im Oberrohr aufgebohrt...
So eben zu erkennen ist hier die Verwendung von Shimano
Bremsbelägen. Dort wird der toe-in durch einen Excenter
eingestellt.
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Eine ´91er GEBLA StraightStop mit linearer Zugführung. Der
Klemmbolzen für das Seil ist rund geworden.
Verwendet werden mittlerweile Modolo Bremsbeläge, die eine
direkte Einstellung des toe-in erlauben.
Schön zu sehen ist hier die Bohrung zum Ölen des liners im
Umlenker. Schon bei den ersten Modellen bestand der Umlenker aus
Aluminium.
Auch zu erkennen ist die Bohrung zum Abschmieren der
Sockellagerung, die ein Nachfetten mit einer Fettpresse des
GreaseGuard Systems erlaubte.
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Hier die Bremse mit Standard Zugführung. |
Übrigens werden V-Brakes im Englischen gerne Linear Pull Brakes
genannt, das nimmt direkt Bezug auf die lineare Übersetzung. Der Name
V-Brake ist ein Handelsname von Shimano und beschreibt wohl die
V-förmige Stellung der Bremsarme. Dieses V-förmig taucht auch in der
Straight Stop Linear Einbauanleitung von 1992 auf.
Die ersten GEBLA Straight Stop Bremsen ab ´89 waren allerdings
normale Cantileverbremsen mit Querzug und Seildreieck. Nach wenigen
Prototypen aus massivem Material habe ich auf das wesentlich leichtere
rechteckige Aluminiumrohr umgestellt. So konnte das Gewicht inklusive
Querzug, Seildreieck und Bremsbelägen schon in der Standardversion unter
145 Gramm liegen. Die verschiedenen besonders leichten SL-Versionen
haben das Gewicht bis auf rund 110 Gramm gedrückt. Das Rechteckrohr
hatte auch steifigkeits- und festigkeitsmäßig Vorteile. Viele werden
sich ja noch an die Quietschprobleme bei den aus dünnem Vollmaterial
hergestellten Bremsen erinnern. Allerdings hat die gewöhnungsbedürftige
Optik der Bremsarme nicht nur Freunde gefunden :-). Aber gerade bei
Bremsen finde ich die bessere Technik wichtiger als die gefälligere
Optik, zumal diese sowiso Geschmacksache ist. Beim Bremsentest der
Zeitschrift Bike 2/94 haben die GEBLA Straight Stop als Bremsen mit der
besten Bremsleistung und Dosierbarkeit abgeschnitten, und das ist ja
eigentlich das, was für eine Bremse wichtig ist.
Die Dosierbarkeit wurde ab 1993 durch den Einbau von Kugellagern
weiter verbessert. Meines Wissens war die Straight Stop BallBearing die
erste Bremse mit kugelgelagerten Bremsarmen.
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Eine ´93er GEBLA StraightStop mit linearer Zugführung.
Die Bremsen haben an der Außenfläche eine Ausfräsung
erhalten.
Die Bremsbeläge sind mittlerweile von Suntour, da diese eine
härtere Belagmischung als die vorherigen Modolo aufwiesen. Die
härtere Belagmischung war für das Bremsgefühl günstiger, weil ja
noch keine wirklich passenden Bremshebel zur Verfügung standen.
Neben der besonders leichten SL-Version ist jetzt auch eine
kugelgelagerte Version erhältlich, die StraightStopBB. Die
Kugellager dienen nicht so sehr der Erhöhung der Bremskraft
selbst als der Verbesserung der Dosierbarkeit. Die durch die
Sockelreibung verursachte Hysterese wird verringert. Die Reibung
auf den Sockeln erscheint gering, wird aber unter Last des sich
drehenden Rades recht groß.
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Hier die Bremse mit Standard Zugführung. |
Natürlich habe ich die lineare Zugführung nicht erfunden, auch wenn
ich das eine Zeit lang geglaubt habe. In der Liegeradszene existierten
schon in den ´70er Jahren ähnliche Lösungen. Der erste Einsatz am
Mountainbike war meines Wissens am Kestrel Nitro auf der Anaheim Show
´88, das von Paul Turner und Keith Bontrager designed wurde. Allerdings
war das ganze Rad (CFK, vollgefedert) so spektakulär, daß die Bremse
niemandem recht aufgefallen ist. :-) Am Nitro wurde die Zugführung nur
verwendet, weil es hinten keinen Gegenhalter gab. Das Potential der
Bremse wurde damals nicht erkannt.
Für Räder mit U-Brake Anlötsockeln gab es die GEBLA N-Brake. Im
Gegensatz zur degressiven U-Brake war sie eine progressiv übersetzte
Linkage-Bremse, die Systemreibung wurde durch Kugellager minimiert. Eine
komplizierte, aber schöne Bremse, die aber mit dem Verschwinden der
entsprechenden Anlötsockel selbst verschwand.
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Hier eine frühe Gigastop bzw. N-Brake.
Wie die StraightStop mit linearer Zugführung bei den
Cantileverbremsen räumte die Gigastop mit dem Übel der
degressiven Kennlinien der U-Brakes auf. Der kugelgelagerte
schräge Arm in der Mitte hinter dem Booster wird durch den Zug
nach oben gezogen und drückt dabei die Bremsarme auseinander.
Dadurch wird die Übersetzung progressiv.
Die Gigastop zeichnete sich durch hohe Bremskraft bei wenig
Reibung aus und war dadurch gut dosierbar.
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GEBLA-Naben
Dier ersten GEBLA Naben entstanden 1992. Der Grund für die
Entwicklung eigener Naben waren die Federgabeln. Bei diesen waren die
Naben insofern stärker gefordert, als daß sie bei entsprechender
Auslegung durchaus als stabilisierendes Element der beiden Tauchrohre
dienen konnten. Dies hat damals keine Seriennabe geleistet.
Von Anfang an lag den Vorderradnaben die Idee zugrunde, statt einer
dünnen 9mm Stahlachse lieber eine Aluminiumachse großen Durchmessers
(17mm) zu verwenden, um eine höhere Steifigkeit zu erreichen. Zur
Minimierung des Gewichtes waren die Achsen dann entsprechend dünnwandig,
so daß eine Vorderradnabe mit kleinen Flanschen ein Gewicht von
lediglich 120 Gramm hatte.
Ein anderer Ansatzpunkt waren die Flansche an den Achsenden,
entsprechend den Kontermuttern einer klassischen Nabe. Diese gab es in
zwei Durchmessern, 20 und 25mm für RockShox und Manitou. Ein
größtmöglicher Durchmesser an dieser Stelle erhöht die
Verdrehsteifigkeit erheblich. Viele damalige Naben hatten lediglich
einen Durchmesser von 17mm.
Die Hinterradnaben verwendeten einen Kassettengrundkörper von Shimano
und auch Shimano Achsen. Das linke Lager war allerdings ein
Rillenkugellager und damit austauschbar.
Zeitweise gab es noch besondere Ausführungen wie Hochflanschnaben
oder die HurryHub 4ever mit 4facher Lagerung (zwei zweireihige
Schrägkugellager) und auch einige Naben für Scheibenbremsen sind
entstanden.
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